Ästhetik, Emotion, Widerstand - Jenseits der Tragbarkeit 
Der Mensch als Projektionsfläche für die Kommunikation künstlerischer Konzepte und sozialkritischer Botschaften im Kontext von Mode als Kunstform

Für mein Bachelorprojekt habe ich mich entschieden den Wert von künstlerischer und somit nicht alltagstauglicher bzw. tragbarer Mode herauszuarbeiten. 
Im Gegensatz zur Betrachtung von Mode als rein funktionales Gut möchte ich den Kunstaspekt von Mode hervorheben. Hierbei steht die Idee im Fokus, dass der Mensch nicht nur Träger, sondern auch Leinwand für künstlerische Ausdrucksformen ist, die sich durch Bekleidung manifestieren. Die Einbeziehung des Menschen als integraler Bestandteil des Bekleidungsstücks erschafft eine Dynamik und Lebendigkeit, welche die „Kunstwerke“ betont und verstärkt.
Ich möchte die unbegrenzten Möglichkeiten von künstlerischer Mode hervorheben, die zum Experimentieren einladen und so Raum für die Weiterentwicklung schaffen, welcher der eingeschränkteren Bekleidungsindustrie ggf. fehlt. Durch innovative Designs, die sich nicht auf reine Tragbarkeit und wirtschaftliche Interessen beschränken, entstehen neue Perspektiven für die Entwicklung von Bekleidung.
Die Arbeit wird sich darauf konzentrieren, wie bestimmte Themen durch künstlerische Mode wortwörtlich den Menschen näher gebracht werden können. Dies soll aufzeigen, wie diese Designs konzeptuelle und sozialkritische Botschaften in Form von tragbarer Kunst vermitteln können.

Die praktische Umsetzung soll eine solche künstlerische Kollektion sein. 
Das Ziel dieser Kollektion ist es die sieben Todsünden in Form von künstlerischen Bekleidungsteilen zu visualisieren, die in eine dynamische Beziehung mit dem Träger oder der Trägerin treten. Dabei werden sowohl die positiven, unterstützenden Eigenschaften dieser Sünden beziehungsweise Verhaltensmuster als auch deren negative, einschränkende Seiten deutlich. Dies wird durch die Form, das Volumen, die Masse und das Material der jeweiligen Outfits erreicht.
Die Verwendung des Seils spielt hierbei eine ausschlaggebende Rolle. Einerseits bildet es einen verbindenden Rahmen für die Kollektion und sorgt für ein harmonisches Zusammenspiel der unterschiedlichen Modelle. Andererseits verstärkt die Art und Weise, wie das Seil verwendet oder geknotet wird, die Wirkung und Aussage jedes einzelnen Objekts. Es symbolisiert zudem das Einschnüren und Festbinden und thematisiert somit die einschränkende Wirkung solcher veralteten Regelwerke auf den Menschen.
Die Kleidungsstücke sollen so gestaltet sein, dass sie möglichst wenig an feste Kleidergrößen gebunden sind und von einer Vielzahl unterschiedlicher Körpertypen und Größen getragen werden können. Jedes Modell wirkt auf jeden Träger oder jede Trägerin ähnlich, jedoch nicht identisch – je nach Körperform und individuellem Empfinden wird man durch das Tragen der Objekte beziehungsweise das Befolgen der Regelwerke unterschiedlich stark eingeschränkt oder bestärkt.
Zu jedem Bekleidungsteil gehört ein kleineres Objekt aus dem gleichen Material. Diese kleineren Objekte dienen einerseits als Probe für Form und Verarbeitung des jeweiligen Materials und andererseits als passende Accessoires zu den jeweiligen Todsünden. Ironischerweise erinnern diese kleinen Werke in Größe und Handhabung an Handtaschen, können jedoch nicht als solche genutzt werden, da ihnen Stauraum und eine Öffnung fehlen. Sie sind somit funktionslose Handtaschen, die eine gewisse Absurdität besitzen – eine Eigenschaft, die Kunst haben darf, aber moralische Regelwerke wie die sieben Todsünden nicht haben sollten.
pride - greed - lust - wrath - gluttony - envy - sloth
Design/Umsetzung/Foto: Anna Straßer; Models: Benjamin Amann, Sarah Oberkofler, Antonela Jagić
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